Von Rose Mary Salum*
Übersetzt aus dem Spanischen ins Deutsche von Sven Ehlert**

Rose Mary Salum ist Schriftstellerin, Verlegerin und Gründerin der zweisprachigen Zeitschrift Latin American Voices, USA. Foto: Notimex.
Die Kunst ist Ausdruck des Geistes eines Landes. Wenn man in einer anderen Kategorie denkt, einen Staat nicht als einen homogenen Block zu fassen, sondern jedes einzelne ihn bildende Individuum in den Fokus zu rücken, wäre es deutlich simpler und weniger abstrakt sich auf die Kunst zu beziehen, die von einer gewissen Gruppe von Menschen geschaffen wird. Diesen Teil der Gesellschaft nicht weiter zu unterstützen wäre in etwa gleichbedeutend mit der Einschränkung ihres Seins. In einer Zeit, in der der Konsum das alles bestimmende Diktum darstellt, ist es umso wichtiger diese weitere, künstlerisch angehauchte Facette des Menschen hervorzuheben.
Ich selbst habe seit meinem Verlassen Mexikos festgestellt, dass die mexikanische Kultur bloß in ausgewählten Kreisen rezipiert wird und angesehen ist, hauptsächlich im gut ausgebildeten Milieu. Im Umfeld weniger schulisch und akademisch gut Ausgebildeter sieht es so aus, dass mexikanische Künstler nicht nur nicht bekannt sind, selbst eine offen zur Schau getragene Abneigung des Mexikanischen steht ihnen entgegen.
Als ich mich mit diesem Problem direkt konfrontiert sah (es ist nicht dasselbe sich der Thematik aus der Ferne via Radio, Zeitungen oder Fernseher anzunähern) entschied ich mich gegen diese Auswüchse einer feindlichen Mentalität einzutreten, doch dies geschieht nur, wenn jeder einzelne von uns sich ihr entgegenstellt.
Daher begann ich mit der Redaktion der zweisprachigen Zeitschrift Literal, um einen Dialog zwischen einzelnen Kulturen anzustreben und ein Medium zu schaffen, das den Reichtum unseres künstlerischen Schaffens im Ausland eine Plattform anbietet. So möchte ich dem Anspruch nachkommen, dass jedes Individuum etwas beitragen kann, um den Reichtum und die Vielfalt unseres mexikanischen Geistes in der anglophonen Welt und darüber hinaus zu präsentieren. Dies geht einher mit der Notwendigkeit, die Kultur und Kunst Mexikos aus dem Ausland heraus zu unterstützen. Hier setzt die Arbeit des Mexican Cultural Centre (MCC) an: Im Ausland sitzend, vollkommen unabhängig von der Entfernung nach Mexiko, gelingt es dieser Verantwortung nachzukommen und unser Anliegen voran zu treiben.
*Rose Mary Salum ist Schriftstellerin und Begründerin der zweisprachigen Zeitschrift Literal, Latin American Voices, die in den Vereinigten Staaten von Amerika publiziert wird. Sie ist Autorin der Kurzgeschichten “El agua que mece el silencio” (Vaso Roto Ediciones, 2016), “Delta de las arenas. Cuentos árabes, cuentos judíos” (International Latino Book Award; Vigía, 2015, Literal Publishing, 2013) und “Entre los espacios” (Tierra Firme, 2002). Für ihr literarisches Schaffen erhielt sie den Premio Interamericano “Carlos Montemayor”2017, den Preis Author of the Year 2008 vom Hispanic Book Festival, den Classical Award der St. Thomas Universität und eine offizielle Anerkennung ihres Schaffens durch den Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika. Sie arbeitet zusammen mit der Academia Norteamericana de la Lengua und ist Lehrstuhlinhaberin an der Rice University, Houston, USA. Für zusätzliche Informationen: http://literalmagazine.com/
** Sven Ehlert ist Lehrer für die Schulfächer Spanisch und Geschichte an einer deutschen Schule. Er studierte an der Universität Duisburg-Essen und neben seiner Lehrtätigkeit an einem Gymnasium beschäftigt er sich mit einem Dissertationsprojekt über die Entwicklung von Fußballvereinen im franquistischen Spanien. Er ist Mitglied des beratenden Beirates des Mexican Cultural Centre (MCC), Vereinigtes Königreich.